Unser Van James - ein Etrusco CV 600 DB

Einen Camper mieten, oder doch (gebraucht) kaufen? Wenn wir uns umhören, dann scheinen sich immer mehr Reisewillige mit dieser Frage zu beschäftigen. Wenn auch ihr Entscheidungshilfe braucht, dann haben wir genau das richtige auf dieser Seite für euch - nämlich den Weg, wie wir zu unserer Enscheidung gekommen sind - für ein Jahr auf Achse! Viel Spaß!

Unser Van James

/UPDATE: Leider hatten wir mit James im November 2021 einen unverschuldeten Verkehrsunfall mit Totalschaden! Mit anderen Worten ist James nicht mehr unser Van, sondern wir mussten uns leider damit abfinden, dass er keinen weiteren Kilometer unser Begleiter sein wird. Bis Ende 2023 ist leider immer noch keine Einigung mit der Versicherung des Unfallverursachers eingetreten, sodass wir nach wie vor warten.
Nach einer zweimonatigen Zwangspause konnten wir einen anderen Van - Namens Charles - unser Eigen nennen.

Wir kaufen uns einen Camper! Diese Entscheidung fiel nach mehr oder weniger ausführlicher Überlegung (siehe unsere Gründe für eine Reise) Anfang Februar. Was für ein Modell es werden soll stand als nächstes auf der Agenda. Wie sich zeigen sollte, würde es einerseits schnell gehen, andererseits auch einiges Kopfrauchen verursachen.
Es lohnt sich ein halbes Jahr zurückzuspringen: Ich war im Herbst 2020 auf dem Caravan Salon in Düsseldorf. Aus reinem persönlichem Interesse am Campen und Draußensein und ohne zu wissen, dass wir ein Jahr später auch mit einem Campervan unterwegs sein würden. Der Besuch auf dem Caravansalon stand tatsächlich in keinerlei Zusammenhang mit unserem Reisevorhaben. Umso besser, dass Ich trotzdem (bis dahin) unwissend wichtige Erfahrungen für unsere eigene Camperwahl sammeln konnte.

Campervan, oder Wohnmobil?
Worauf man beim Camperkauf achten sollte!

Denn vor Ort schaute ich mir viele Möglichkeiten an, draußen zu übernachten. Mal im Zelt. Mal als Zeltaufbau für PKW-Anhänger, mal in Wohnmobilen/Kastenwagen und dann auch im klassischen Bulli bzw. den vergleichbaren Fahrzeugen anderer Hersteller. Als ich wieder zu Hause war, war das erste, was ich zu Ninja sagte: „Obwohl ich schon viele Male mit einem Bulli [nicht ausschließlich in einem Bulli] im Urlaub war, habe ich echt vergessen, wie wenig Platz man da hat und das man sich nichtmal aufrecht hinstellen kann“.

Vor allem diese Erfahrung hat sich in meinen Kopf eingebrannt, und sollte unsere spätere Planung sehr beeinflussen. Denn uns war dadurch sehr schnell klar:
Wenn wir ein Jahr unterwegs sein wollen, dann..:

  1. möchten wir mehr Platz als in einem Bulli

  2. möchten wir die Zeit nicht ausschließlich sitzend oder in gebückter Haltung im Van verbringen, sondern uns komplett aufrecht bewegen können

  3. möchten wir auch nicht ständig das Bett umbauen müssen, um entweder eine vernünftige Sitz-, oder Arbeitsfläche zu haben, sondern es soll beides gleichzeitig möglich sein

  4. möchten wir jederzeit unbeschwert im Van kochen können und nicht im Wind oder Regen unter der geöffneten Kofferaumklappe stehen

  5. möchten wir uns (wenigstens im kleinen Rahmen) aus dem Weg gehen können.

Mit diesen Kriterien haben wir für uns sozusagen schon einige Möglichkeiten in der Fahrzeugwahl herausgefiltert. Nachdem mehrere Händler uns dann von einem Aufstelldach abgeraten haben (Zitat: „Isoliert ist es da oben gleich Null. Da könnt ihr euch auch gleich ein Zelt mitnehmen und draußen pennen.“) deutete schon vieles auf einen Kastenwagen in der klassischen ~6 Meter Variante hin.
Doch auch damit ist des Rätsels Lösung noch nicht gefunden

Campervan kaufen, oder mieten?

Es lief auf folgende Fragen hinaus:

  • Mieten wir uns einen Kastenwagen über eine Privatperson?

  • Mieten wir uns einen Kastenwagen über eines der klassischen Portale?

  • Kaufen wir einen stinknormalen Kastenwagen und bauen ihn eigenständig um?

  • Kaufen wir einen bereits (privat) ausgebauten Kastenwagen?

  • Kaufen wir einen gebrauchten ab Werk ausgebauten Kastenwagen?

  • Kaufen wir einen neuen Kastenwagen?


Die ersten beiden Fragen konnten wir nach nur wenigen Minuten der Recherche mit einem klaren Nein beantworten. Ein Fahrzeug zu mieten ergibt bei einer Reise dieser Dauer keinen Sinn. Selbst bei top Konditionen kämen wir bei einer durchschnittlichen Tagesprämie insgesamt auf über 20.000€ die ausschließlich für die Miete draufgegangen wären.
Bauen wir uns also einen normalen Kastenwagen um? Natürlich ist es die Traumvorstellung eines jeden jungen Paares sich den eigenen Van auszubauen. Auch wir hätten uns gerne selbst verwirklicht und den „eigenen“ Van gebaut. Vom Know-How hätten wir es uns tatsächlich auch zugetraut. Nicht zuletzt durch die Hilfe der unzählige Tutorials und Empfehlungen, wie man dieses und jenes am besten/einfachsten/schönsten ausbaut. Doch zum einen haben wir es nicht für realistisch gehalten, innerhalb eines halben Jahres überhaupt einen geeigneten Van zu finden und diesen zum anderen in unserer freien Zeit nach dem Unterrichten und den Nach- und Vorbereitungen (Ninja & Nils) bzw. neben der Fotografie (Nils) vernünftig umzubauen. Ganz zu schweigen davon, dass wir in Köln schlichtweg keinen Platz zum Umbauen gehabt hätten.

Unser Van James vor Schloss Glücksburg

Blieben also nur noch die drei letztgenannten Fragen. Einen privat umgebauten Campervan zu kaufen birgt neben dem eigentlichen Zustand des Fahrzeugs (genereller Verschleiß nach X gelaufenen Kilometern) immer das Risiko, dass der- oder diejenige beim Ausbau gepfuscht hat. Vor allem bei der Elektrik oder Gas wird gerne mal aus Bequemlichkeit auf umständliche Installationen verzichtet oder die einfache Variante bevorzugt. Das könnte sich - vor allem bei unserer Reisedauer - rächen. Und mitten in Norwegen oder dem Baltikum keinen Strom oder Gas mehr zu haben ist nicht unsere Wunschvorstellung ;). Ganz davon abgesehen wird man bei umgebauten Gebrauchtfahrzeugen dieser Art und mit max. 100.000 Kilometern auf dem Tacho schnell über 20.000€ los. Diese Kombination schien für uns entsprechend auch nicht sinnvoll.

Bleiben zwei Fragen übrig! Um es kurz zu machen: Einen gebrauchten Kastenwagen zu kaufen - mit wenig gelaufenen Kilometern und einem maximalen Alter von drei Jahren - ist aufgrund des gegenwärtigen Hypes ums Campen und Wohnmobile und der daraus resultierenden hohen Nachfrage bei relativ konstantem Angebot - kurz gesagt: der aktuellen Preisstabilität schlichtweg irrational oder dämlich. Die Preisunterschiede zu einem Neuwagen sind kaum vorhanden oder dermaßen niedrig, dass wir auf die zwei Jahre Händlergarantie auf das eigentliche Fahrzeug bei Neuwagen nicht verzichten wollten.

Was folgte war Recherche im Internet und das Lesen von Zeitschriften und Erfahrungen anderer Camper. Wenig später waren wir uns dann einig, dass es ein helles, modernes und chices Innendesign sein soll und wir außen nicht das typische Weiß oder Blau haben möchten. Auch einige technische „Neuheiten“ waren gerne gesehen. Z.B. eine 12V Lichtleiste mit individuell verstellbaren Lampen, einen Tempomat für lange, eintönige Strecken, oder simple USB-Steckdosen im Cockpit sind für uns einfach zeitgemäß.

Ein Etrusco CV 600DB

Wir wurden schließlich fündig und wir haben ihn James getauft! Es ist ein Etrusco CV 600DB und wir sind mehr als happy mit ihm. Es ist erstaunlich, wie durchdacht diese Kastenwagen sind und welch einen Komfort man in selbigen hat. Wir sind jedes Mal aufs Neue begeistert, wie zuverlässig James schnurrt und wie gemütlich wir es auch bei stärkstem Wind & Regen haben (so wie in diesem Moment), während andere Camper z.B. im Dachzelt oder in selbst umgebauten Vans mit Kompromissen leben müssen. Wir genießen jedes Mal unsere Außendusche in der Sonne (auf Wunsch und bei niedrigeren Temperaturen auch warm!!) erfreuen uns daran, nichts auspacken oder aufbauen zu müssen (Gaskocher, Gasflasche, Tische, Stühle etc.) sondern mit wenigen Handriffen abfahrbereit zu sein und losfahren zu können.

Die Entscheidung weg vom Bulli (siehe oben) hin zum geräumigeren Kastenwagen war für uns auf jeden Fall die richtige. Es ist ohne jeden Zweifel angenehmer zu „leben“. Es funktioniert außerdem bisher alles tadellos und wir kommen nach anfänglicher Eingewöhnung in die täglichen Abläufe super zurecht.

Wir freuen uns zu hören, worin/womit ihr unterwegs seid. Selbst ausgebauter Van?
Oder bisher „nur“ in einem Mietcamper unterwegs gewesen? Schreibt es in die Kommentare!

Disclaimer: Uns ist total bewusst, dass wir auf gut Deutsch sicherlich mehr als weniger spießiege Züge haben und man für ein tolles Campingabenteuer sicherlich einige der soeben aufgezählten Besonderheiten nicht benötigt. Auch ich war über 20 Jahre mit einem einfachen (Gruppen)-Zelt campen, habe zwei Wochen in Schweden Urlaub gemacht, ohne ein einziges Mal ein Handtuch zu benutzen und ich habe „alles, was ich zum Leben brauche“ in einem Rucksack gehabt und bin in der Welt unterwegs gewesen. Und doch wissen wir unsere Annehmlichkeiten sehr zu schätzen und erfreuen uns daran.